Kornsand

Kurz vor der Befreiung durch die herannahenden Truppen der US-Armee am 21. März 1945 wurden am Kornsand, der hessischen Seite der Niersteiner Fähre sechs Niersteiner und Oppenheimer Bürger erschossen.

Georg Eberhardt, Cerry und Johann Eller, Nikolaus Lerch, Jakob Schuch und Ludwig Ebling waren als bekannte Nazigegner am 18. März 1945 verhaftet worden. Sie wurden zunächst in Groß-Gerau für zwei Tage inhaftiert und dann wieder entlassen. Als sie, völlig erschöpft, an jenem 21. März am Kornsand ankamen, um mit der Fähre wieder nach Nierstein zu gelangen, wurden sie dort unter der Führung und Verantwortung des Leutnants Alfred Schniering erneut verhaftet. Ludwig Ebling konnte entkommen. Die anderen fünf wurden zusammen mit dem an diesem Tag ebenfalls am Kornsand verhafteten Rudolf Gruber, nachdem sie sich selbst ihr Grab schaufeln mussten, erschossen. Zunächst verweigerten einige der dem Leutnant Schniering unterstellten Volksturm- oder Armeeanghörige die Erschiessung. Der Leutnant Hans Kaiser erklärte sich schliesslich bereit, die sechs Menschen durch Genickschuss hinzurichten.

1949 fand ein Prozess gegen Schniering und Kaiser statt, sowie gegen zwei weitere Tatbeteiligte: Georg Ludwig Bittel, NSDAP-Ortsgruppenleiter von Nierstein und Leutnant Heinrich Funk. Bittel wurde freigesprochen, Funk erhielt ein Urteil von drei Jahren Gefängnis, wurde jedoch nach etwas mehr als einem Jahr entlassen, Kaiser erhielt zehn Jahre Haft, wurde später begnadigt und kam nach wenigen Jahren Haft frei. Schniering, zunächst zu lebenslänglich verurteilt, erhielt Strafnachlass auf fünfzehn Jahre. Er wurde nach einer Hüftoperation frühzeitig aus der Haft entlassen.

Kornsand - Linoldruck von Thilo Weckmüller